„Nhu Golden Era“
Alles Gute kommt von Oben, sagt man. Auf der Landkarte wäre das zum Beispiel Norwegen. Ein kurzer Blick in die Nujazz-Szene dort zeigt: die These stimmt!
Espen Horne, Produzent und DJ aus Bergen, ist als Künstler besser bekannt unter dem Namen Bobby Hughes. Wenn er nicht gerade mit seiner Band Bobby Hughes Combination an einem Album arbeitet oder als DJ Platten auflegt, ist er eigentlich Dozent für Graphikdesign an der Universität Bergen. Bergen, an der Westküste Norwegens gelegen, ist ein ruhiger, beschaulicher Ort…und der regenreichste, wie Hughes meint. Aber ganz nebenbei ist es auch die Stadt, in der sich die Musikszene des Landes entwickelt, wo sich Rockmusik und Clubklänge gute Nacht sagen. Und es gibt hervorragenden Fisch, Berge und Fjorde – alles Gründe für Bobby Hughes in seiner Heimat zu bleiben. Dort hat er nach drei Jahren Abstinenz vom Platten machen mit dem Who’s who der norwegischen Jazzszene das Album Nhu Golden Era aufgenommen. Nhu ist nicht nur ein Wortspiel mit der neuenglischen Schreibweise für ’new’, sondern auch der Name seiner Freundin, die er im nächsten Sommer heiraten wird, wie er stolz verkündet. Sie schmückt überdies das Cover und spricht die einleitenden Sätze in ihrer Muttersprache vietnamesisch.
Auf Nhu Golden Era finden sich Funk, ein wenig Acid Jazz, jede Menge Easy Listening und Jazz: „Wenn ich mir meine Plattensammlung von früher angucke, dann bestand sie im Wesentlichen aus Indierock. Dann kam Funkmusik dazu und letztlich Jazz. Momentan, das heißt die letzten 3 oder 4 Jahre, spielt Jazz die Hauptrolle, allerdings rhythmischer Jazz - keine Standards. Ich brauche Melodien...Ohrwürmer! Da bin ich etwas einfach gestrickt. Aber tatsächlich ist rhythmischer Jazz zur Zeit meine Hauptquelle.”
Einfach gestrickt ist Hughes „neue goldene Ära“ nicht. Neben rein instrumentalen Songs (Moogjuus, Olympic Girls) findet sich immer wieder die swingende Stimme von Karin Krog, die auf dem Album ihren eigenen Song (Karins Kerma) bekommen hat.
Auch wenn Bobby Hughes an sich lieber als DJ unterwegs ist, hat ihm die Arbeit mit leibhaftigen Musikern, sowohl im Studio als auch auf der Bühne, einiges gebracht. Er weiß halt, wie man das richtig angeht:
„Ich glaube es ist gut ihren Einfluss zu haben, obwohl es bei diesem Album an sich so ist, dass ich ihnen sage, was sie zu tun haben! Wenn sie dann nach Bergen ins Studio kommen, tun sie das was ich ihnen sagte für ein oder zwei Aufnahmen. Und dann machen wir ein paar Aufnahmen mit ihren Ideen. Manchmal sind meine Ideen besser, manchmal ihre.“
Sebastian von Haugwitz