Belly Of The Sun

Cassandra Wilson

Blue Note Records 35072

VÖ: 02 /2002

 

Interpret

 

Cassandra Wilson, Jazzsängerin mit rauchiger Altstimme aus Mississippi, hat in ihrem Leben schon so einiges durchgemacht - musikalisch gesehen! Mitte der 70er Jahre begann sie als Sängerin in verschiedenen Projekten mitzuwirken. Meistens jazzbasiert, ansonsten aber offen für jede Stilrichtung, sang sie unter anderem für Dave Holland, Abbey Lincoln...und brachte 1985 ihr Debutalbum „Songbook“ auf den Markt. Mit Gitarrist Jean-Paul Bourelly und Saxophonist Steve Coleman coverte sie allerlei Songs und führte sie Richtung Fusion

Während ihr Sound im Laufe der Jahre, vor allem seit sie Anfang der 90er Jahre bei Blue Note Records gelandet ist, relaxter und bluesorientierter geworden ist, hat sie sich ihre Vorliebe für Fremdkompositionen behalten. U2, Hank Williams, Robert Johnson, Neil Young - Wilson’s Interpretationen zeigt Jazz- und Blueswurzeln auf, wo man keine vermutet. Mit meistens akustischer Band ist die Frau auch live eine Wohltat für die Ohren… und ehrlich gesagt auch für die Augen.

 

Album

 

„Belly of the sun“? Ah, die neue Cassandra-Wilson-Scheibe ist draußen! Lohnt sie sich? Sind da überhaupt ordentliche Coversongs drauf? 9 von 13! Also aufgrund der Quantität ist die schon so gut wie gekauft. Mal reinhören: als Opener „The Weight“, der alte Band-Klassiker mit 2 akustischen Gitarren, Kontrabass und Perkussion gespielt. Warme, gemütliche, schöne Musik - so sollte ein Perwollpullover sein. Weiter im Angebot sind Songs von James Taylor (Only a dream in Rio), Fred McDowell (You gotta move), Antonio Jobim (Waters of march), Bob Dylan (Shelter from the storm) und der obligatorische Robert-Johnson-Blues (Hot tamales).

Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass die CD in einem alten Bahnhof in Clarksdale/Mississippi aufgenommen wurde, aber sie klingt noch zurückgelehnter und bluesiger als ihre Vorgänger. Cassandra raunt, swingt und juchzt durch Delta-Blues, Country, Jazz, Rock und afrikanische Klänge.

Doch nicht nur ihre außergewöhnliche Stimme adelt das Album. Die Dame kann auch komponieren und Texten! Ihre 4 Eigenkompositionen stehen den Coversongs in nichts nach. „Justice“ mit verwegener Slidegitarre ist Blues für einen Roadmovie. India.Arie unterstützt Cassandra stimmlich auf „Just another parade“ – swingender Balladenstoff für einen Abend auf der Terrasse. „Drunk as Cooter Brown“ kommt mit Calypsoklängen daher und „Show Me A Love“ ist perkussiver Blues vom Feinsten.

Fazit: Gelungene Coversongs, atmosphärische Eigenkompositionen, Arrangements und Musiker gewohnt gut und Cassandra selbst - „Belly of the sun“ ist definitiv sein Geld wert.

Sebastian von Haugwitz

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