„Voices from the dust bowl“

Fragile State

Bar de Lune LUNECD32

VÖ: 03/2004

 

Neil kommt eines Tages zu Ben und fragt „Na, wie geht es Dir?“. Antwortet Ben: „Ich befinde mich momentan in einem sehr fragilen Zustand.“ Fragiler Zustand? Neil Cowley und Ben Mynott sind sich einig: das ist der passende Name für ihr Musikprojekt. Fragile State machen nach eigenen Auskünften Downbeat oder Chillout, obwohl sie sich nicht so richtig wohl fühlen mit diesen Begriffen (aber welcher ernstzunehmende Musiker tut das schon?). „Soulful“ ist der Begriff, der ihnen am liebsten wäre.

Keyboarder Neil (unter anderen für Zero 7) und Musikjournalist Ben (Kolumnist für das B&S Magazine) treffen sich zum Arbeiten passender Weise in Neils Schlafzimmer. Und dort entsteht er: der Sound „eines modernen John Barry mit unterschwelligen Einflüssen von Soul und Jazz“.

Ihr erstes Album The Facts and the Dreams wurde in höchsten Tönen gelobt, gar zum „Down Tempo Album des Jahres“ des Blues & Soul Magazins gekürt. Nun gibt es den Nachfolger Voices from the dust bowl. Im Genre Elektromusik ist es üblich sich Anfangs mit Singles einzudecken...im Falle Fragile State sollte eine Ausnahme gemacht werden. Voices from the dust bowl ist ein Soundtrack, der im Ganzen wirkt. Wer hören möchte, wie die Herren Cowley und Mynott innerhalb elf Stücke mühelos den Bogen von Air über Curtis Mayfield zu Moby und dem oben erwähnten John Barry spannen, der braucht das komplette Werk. Unterstützt werden die Soundarchitekten auf dem Album lediglich durch Schlagzeug (Evan Jenkins, träumerisch relaxed auf 600 Bliss) und Gitarre (Matt Coldrick, exzellent auf Cleo). Das restliche Samplen, Knöpfedrehen und Reglerschieben wird höchstpersönlich gemacht. Dabei achten die beiden penibel darauf, dass ihre Songs nicht nach Computer und Software klingen. Dann wäre es ja auch nix mehr mit „soulful“!

Kommen wir zum ultimativen Anspieltip: CD in den Player legen, auf Start drücken und dann die nächsten 62 Minuten und 17 Sekunden am Stück geniessen. Das was da aus der Staubschale tönt eignet sich zum Zuhören ebenso gut wie zum Abschalten.

 

Sebastian von Haugwitz

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