V. A. - „ACT: Magic Voices II“
Thema: Jazzlabels.
Zitat: „Wenn wir heute zurückblicken und sehen uns so berühmte
Erfolgsgeschichten wie Bluenote oder Riverside oder auch Verve an, so muss
festgehalten werden, dass all diese Labels über Jahrzehnte immer von
musikbesessenen Individualisten betrieben worden sind, die dann irgendwann,
meistens aus Altersgründen, die Firma verkauft haben und heute sitzen diese
Labels im Schosse der Majors. Aber keines der großen Jazzlabel, die wir kennen,
ist jemals von einem Major gegründet worden, sondern immer von musikbesessenen
Individualisten. Ich versuche auf meine Art, basierend auf meinem
Musikgeschmack, mir mit dem ACT Label eine eigene Position zu erarbeiten und das
ist uns glaub ich bisher auch ganz gut gelungen.“
Ergänzung des Autors: Recht hat er!
Das Zitat stammt von Sigfried „Siggi“ Loch, der es genau umgekehrt gemacht hat.
Nach äußerst erfolgreichen Jahren beim Majorlabel Warner/WEA inklusive
Chefsessel bei WEA Europe, setzte er 1992 seinen lang gehegten Traum vom eigenen
Label in die Tat um - sehr zum Verblüffen vieler Kollegen. Doch Lochs Label ACT
Music ist mittlerweile nicht mehr aus der Jazzszene wegzudenken.
Mit Magic Voices II bringt ACT den zweiten Teil einer Kompilation heraus, die
keine reine Werkschau ist, trotzdem einen guten Überblick über ACT's Künstler
verschafft - ergänzt durch einige Schmankerl. Da wäre die Norwegerin Rebekka
Bakken zu nennen. Sie hatte ihren ersten großen Erfolg bei ACT Music, ging nach
ihrem Durchbruch dann zu Universal...einem Major(!). Der schwedische Posaunist
und mittlerweile auch respektable Sänger Nils Landgren ist zweimal auf Magic
Voices II vertreten. Ihn kann man getrost als DIE Entdeckung von ACT bezeichnen.
Siegfried Lochs Affinität zu den nordischen Ländern spiegelt sich deutlich in
seinem Künstlerkatalog wider: Sidsel Endresen, Rigmor Gustafsson, Caecilie Norby,
Viktoria Tolstoy...
Zu den Schmankerl auf Magic Voices II zählen so wohlbekannte Namen wie Jamie
Cullum, Cassandra Wilson und Norah Jones. Ihre Songs runden die mit viel Liebe
zum Detail zusammengestellte Kompilation ab, geben ihr den letzten Schliff.
Fazit: Magic Voices II macht neugierig auf ACT, ist sich aber nicht zu schade
festzustellen, dass „magische Stimmen“ nicht nur dort zu finden sind. Gelungene
Mischung!
Sebastian von Haugwitz